Ausstellung im Dortmunder Kunstverein e.V., 20. Januar – 26. Februar 2006.
Kuratiert von Christoph Kivelitz.
Aufsatz in Künstlermonografie (Anfang):
Ein buntfarbiges Arkadien, ein Kosmos anarchischer Ungebundenheit eröffnet sich in den Bilderwelten von Christian Hahn. Farben und Formen versetzen den Betrachter in die heile, durch und durch freudige Wirklichkeit des Flower Power. Dem blumigen Drogenrausch stehen jedoch Maschinen und Werkzeuge entgegen, die als Attribute von Macht und Gewalt brachial ins Bild gesetzt sind und eine heroisch-pathetische Wirkung entfalten. Der Ausdruck von Aggression, Energie und maskuliner Potenz wird andererseits durch die sich mühsam im schwebenden Bildgefüge verankernden Figuren konterkariert. Dabei lassen sich die Bilder kaum den Kategorien abstrakter, konkreter, gegenstandsgebundener oder selbst surrealer Malerei zuordnen. Die Bilder Christian Hahns bewegen sich irgendwo zwischen den Ebenen virtueller und realer Dimensionen, um deren vermeintliche Gegensätzlichkeit grundlegend auszuhebeln.
Die Titel werden den meist großformatigen Werken assoziativ zur Seite gestellt. Der Traum vom Eigenheim erscheint so etwa als Rätselbild, das eine Landschaftsvision umspielt. Hierfür sprechen die Silhouette eines bungalowartigen Wohnhauses, als Fundament der gesamten Komposition, und die zackig konstruierten, bläulich gefärbten Formen, die an eine Art Tannenwald denken lassen. Doch wie lässt sich das aufgeplusterte, ausgepolsterte, einer Larve nicht ganz unähnliche Gebilde im Zentrum des Bildes bestimmen? Wie versteht sich das dahinter auftauchende, raupenhaft kriechende Ding, dessen schrundige Oberfläche sich wie aus Farbspritzern nur schemenhaft konturiert und das mit stacheligen Fühlern sein Umfeld zu ertasten scheint? Ganz und gar künstlich, unwirklich muten die Sprechblasen ähnlichen Rundungen an, die das Bildfeld durchwandern und als übergreifende Struktur jede raumhafte Vorstellung auf die Fläche der Leinwand zurückbeziehen. Das Landschaftsbild gewinnt hier eher den Charakter eines Comics oder Zeichentricks. Die unauflösbaren Widersprüche entrücken den Betrachter in eine Traumrealität. Alle logisch rational fassbaren Bezüge werden außer Kraft gesetzt, um einen psychedelisch anmutenden Schwebezustand herbeizuführen. Zeitlich und räumlich kaum greifbar, weckt das Bild Empfindungen von Glück und Sehnsucht, bewusst klischeehaft verkörpert im Bild des Eigenheims. Gleichzeitig erweckt es aber auch bedrängende Angstgefühle, die Vorahnung einer Bedrohung.
(...)