Christoph Kivelitz

HUNDEFAENGER - BochumEingekreist

Text zum Langzeitprojekt, 2005

Die Autobahn ist eine der wichtigsten Lebensadern der modernen Zivilisation. Sie verbindet Städte und Länder, ist notwendig für den Transport von Gütern und Personen. Bei reibungslosem Verkehr dient sie der Beschleunigung der Bewegung und Verkürzung der Distanzen. Damit erleichtert sie nicht nur den Austausch von Waren. Sondern auch die kulturellen Begegnung, wenn sie auch gleichzeitig Abgrenzungen und Barrieren schafft. Wie ein Band schneidet die Autobahn in landschaftliche und städtische Räume ein. An den Autobahnkreuzen und Auffahrten entstehen Flächen, die von der Außenwelt abgeschnitten, für den normalen Passanten nur unter Lebensgefahr zu betreten sind. Es bilden sich Gehölze, die, dem rasanten Tempo der Autobahn entrückt, allein dem jahreszeitlichen Zyklus unterworfen sind. Solche sich selbst überlassenen Orte finden sich im Bereich der Stadt Bochum an Autobahnkreuzen und Autobahnauffahrten der A 40, der A 43 und der A 44.

Mit dem Projekt BochumEingekreist besetzt Hundefaenger einen sogenannten Un-Raum, einen Raum, der normalerweise nicht mit Kunst in Zusammenhang gebracht wird. Der Autoverkehr bewegt sich um die Flächen herum, die er einerseits isoliert und andererseits miteinander verbindet. Der Kreis und der ihn umschließende Verkehr spiegelt Aspekte von Aufbruch und Ankunft wider. Loses, vor Ort gesammeltes Stangenholz schichtet Hundefaenger an diesen Un-Orten zu Kreisen auf. Durchmesser und Höhe der Kreise sind abhängig von der Größe des Geländes, der vorgefundenen Menge abgestorbenen Stangenholzes und der Geräuschkulisse im Zeitraum der Errichtung. Hundefaenger zielt mit den Kreisen nicht allein auf eine optische Wahrnehmung, vielmehr nimmt er sie als Klangskulpturen wahr. In der Kreisform spiegelt sich die gleichmäßige Ausdehnung von Tönen, die aus der Natur (Bäume und Vögel) und der Kultur (Motorfahrzeuge) auf uns eindringen – endlos, gleich und monoton anmutend, doch ein stets wechselndes Auf und Ab zu erkennen gebend. Der Durchmesser der Skulpturen variiert zwischen 6 und 24 Schritten. Die äußere Wandung, etwas mehr als kniehoch, ist zwar leicht zu überwinden. Doch schützend und bergend umschließt sie einen Innenraum, der in seiner auratischen Wirkung jeden Zutritt zu verwehren scheint.

Obwohl die Kreise von BochumEingekreist inmitten der Stadt installiert sind, treten sie optisch kaum in Erscheinung. Im Sommerhalbjahr sind sie durch dichten Pflanzenwuchs verdeckt. Nur im Winterhalbjahr sind sie durch das fehlende Laub der Bäume teilweise für vorbeifahrende Verkehrsteilnehmer erkennbar. Mit seinen Kunstwerken an den Autobahnauffahrten markiert Hundefaenger die Berührungspunkte zwischen dem bundesweiten Autobahn- und dem regionalen Straßennetz. Den meisten der Arbeiten von BochumEingekreist kann man sich auf Fußwegen annähern. Oft finden sie sich in der Nähe von Haltestellen der U-Bahn, Straßenbahn oder eines Busses. Das Projekt BochumEingekreist wurde am 14.09.2005 im Untergeschoss des Kunstmuseum Bochum vorgestellt. Danach fanden mehrere Begehungen zu einzelnen Kunstwerken im Bereich Bochum statt. Am 08.10.2005 zeigte Hundefaenger im Kunstverein Dortmund einen Film (der Flug der Feder); dort wurde ebenfalls auf BochumEingekreist eingegangen.

 

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- Bilder des Projekts

- Faltblatt zur Ausstellung (PDF)

- Ausstellungseinladung (PDF)

link Website von Hundefaenger