Christoph Kivelitz in: Andrea Klosowski / Karin Kröger (Hg.): Immer ist es Welt... Andrea Klosowski – Malerei / Karin Kröger – Fotografie. Ausstellungskatalog Galerie 'andreart', Bochum 2009.
Andrea Klosowski (*1964 in Bochum-Wattenscheid)
Karin Kröger (*1948 in Gelsenkirchen)
Ursprung und Antrieb alles Seins sind Bewegung und Veränderung. So ist das Reisen, als eine Form von Bewegung, ein wesentlicher Teil des menschlichen Daseins – gerade im Zeitalter der Moderne und der globalisierten Gegenwart. Die Reise offenbart den Charakter des Menschlichen, denn auf der Reise – in der Begegnung mit dem Fremden – findet der Mensch zu sich selbst: Man muss unter die Menschen gehen, um Fremde unter Fremden zu treffen. (Ernst Bloch)
Ausstellung und Katalog dokumentieren einen Dialog zwischen zwei Künstlerinnen, die sich auf ganz unterschiedliche Weise dieser Begegnung mit dem Fremden ausgesetzt und hierüber ganz neue Erkenntnisse über sich und die Welt gewonnen haben. Dabei handelt es sich um ein eher zufälliges, in keinem Fall konzeptionell geplantes Zusammenkommen der beiden künstlerischen Gattungen Malerei und Fotografie. Thematisch scheint es auf den ersten Blick keinerlei Berührungspunkte zu geben. Ausgangspunkt ist das gemeinsame Studium beim Bochumer IBKK in der Meisterklasse des chinesischen Malers Qi Yang. Hier formt sich eine die beiden Künstlerinnen verbindende Sensibilität im Umgang mit Farben, Formen und Fakturen. Die Herangehensweise an künstlerisches Schaffen ist bestimmt durch den feinfühligen Umgang mit Materialien, deren Bearbeitung – im Wechselspiel von Zufall und Steuerung – Prozesse des Wandels, der Metamorphose, der Erneuerung in Gang setzt und schließlich auch eine Ebene der Transzendenz berührt.
Karin Kröger zeigt in der Ausstellung Fotografien, die auf Reisen nach Himalaya und Peru entstanden sind. Sie dokumentiert die Begegnung mit Menschen, die Erkundung von Landschaften und Städten. Andrea Klosowski zeigt Malereicollagen, die Farb-Form-Gefüge in Bildordnungen überführen. Losgelöst von jedem Realitätsbezug werden Empfindungen von Nähe und Ferne heraufbeschworen. In beiden Fällen wird das Terrain des Bekannten und Vertrauten verlassen, um sich in Bereiche des noch nicht Gewussten, der Überraschung, des Spontanen vorzutasten.
Der Himalaya ist der gewaltigste Gebirgszug der Erde, Lebensraum für eine Vielzahl von unterschiedlichen Kulturen. Auf unterschiedlichen Ebenen stößt der Reisende hier auf Grenzen – zwischen Kulturen, Lebensräumen und Klimazonen –, die zu überwinden er als Herausforderung erfährt. Die immens hohen Gipfel und fruchtbaren Hochplateaus gelten im Volksmund auch als "Dach der Welt". Die Hindus, die im Norden und Süden der gigantischen Bergkuppen leben, sehen im Himalaya die Heimat der Götter. Die Höhen der Berge verbinden den spirituellen mit dem irdischen Raum – Himmel und Erde.
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