Text von Christoph Kivelitz auf der Website von Gereon Krebber (2001)
Gereon Krebber entwirft Dinge, die sich in einem erweiterten Verständnis als skulptural bezeichnen lassen. Aus den verschiedensten Materialien schafft er fremdartig anmutende Gebilde, die vertraute Bilder aus dem Alltag, aus kulturellen oder auch technischen Zusammenhängen vor Augen führen.
Widersprüchliche Verbindungen und ungewohnte Größenverhältnisse entrücken die Objekte dem Blickfeld des Vertrauten. Oberflächenreize von Stofflichkeiten regen ihn an, Vorstellungen zu provozieren, Vorgefundenes auf individuelle Weise zu verrätseln und Bedeutungsinhalte in Frage zu stellen. Krebber versucht, die Wertgeltung von Dingen und Sinnbezügen in Augenschein zu nehmen und die Voraussetzungen und Konstellationen zu erkunden, unter denen sie als etwas Neues erfahren werden können.
Im Wickeln von Frischhaltefolien verfestigen sich diese zu einem Körper, der seine feste Struktur ständig wieder zu verlieren droht. Es formen sich die Umrisse eines monumentalen Bildschirms, der den Umraum in gebrochenen Reflexen absorbiert und im Rückgriff auf das romantische Fenstermotiv den Blick auf eine ideale Wirklichkeit zu öffnen scheint. Gleichzeitig verschließt sich der "screen" jedoch in seiner plasmaartigen Konsistenz, um den Betrachter sich in einer unbestimmten, tunnelartigen Tiefe verlieren zu lassen. Fragiles verbindet sich mit starren Formen, Elemente, die für Leichtigkeit, Schwerelosigkeit und Bewegung stehen, gewinnen skulpturale Schwere und Bodenhaftung.
Als Bildnisbüste begegnet uns eine comicartige, tierhaft und gleichzeitig menschlich anmutende Figur, die sich jedoch der klassischen Repräsentationsformel verweigert, indem sie uns gleichsam blicklos, autistisch auf sich selbst bezogen, fast schon unverschämt, eine obszön auswachsende Nasenwucherung entgegen streckt.
Es manifestieren sich unterschiedliche semantische Ebenen, unerwartete Bilder und Zeichen, die Erinnerungen und Traumbilder bisweilen ironisch umspielen und tabulos heterogene Vorstellungen umkreisen. Die Arbeiten von Gereon Krebber sind Ausdruck einer Recherche, in der Beziehungen, Anziehung und Widerstand von Gegensätzen offenbar werden.
Abbildung: Gereon Krebber: Kopf mit Rüssel, 2001, Ton gebrannt, H: 15cm.
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