Gruppenausstellung, Kunstverein Bochumer Kulturrat e.V., 20. Sep. – 21. Okt. 2008.
Kuratiert von Christoph Kivelitz (Assistenz: Iris Heckmann).
Katalogtext:
Harun Najib arbeitet in verschiedenen künstlerischen Sparten, von der Fotografie über Malerei und Film bis hin zur Objektkunst. Thema ist bei ihm das Verweben von Zusammenhängen zwischen Transparenz und Dichte, Wahrheit und Schein. Seine Malereien verstehen sich als autonome Setzungen.
Wenn er die Technik Aquarell auf Leinwand wählt, zwingt er sich im künstlerischen Prozess zu permanenter Selbstreflexion und Kontrolle, sind es doch Materialien, die sich nur mühsam mit dem jeweiligen Träger verbinden und dauerhaft fixieren lassen. Leinwand absorbiert die aufgetragene Aquarellfarbe sehr stark. So ist ein mehrfacher Farbauftrag in zahlreichen Schichten erforderlich, um ein strukturiertes Farbgeschehen hervorzubringen.
Die Farbebenen bleiben extrem diffus, verharren permanent an der Schwelle des Sich-Auflösens. Sie durchdringen sich wechselseitig, schaffen Weite, Wechselwirkungen von Nähe und Ferne, Licht und Dunkel. Farbe wird hier nicht als etwas stofflich Körperhaftes erfahrbar, sondern bezogen auf die Wahrnehmung als etwas zur Erscheinung Kommendes. Die Fragilität des Farbbildes fördert die Sensibilisierung des Betrachters, der sich langsam in die Intensität der Farbgebung einfühlen muss. Hier wird ein geradezu meditativer Anschauungsprozess herbeigeführt.
Ähnlich verhält es sich auch in den Fotografien Harun Najibs. Der Künstler bevorzugt hierbei Negativprints, die durch Filter und signalhaft wirkende Farbakzente ihren Abbildcharakter überwinden, um sich in ein emotionales Stimmungsbild völlig eigenwertiger Qualität zu verwandeln. Die Formen werden in eine Anmutung linearer Bewegung versetzt und lassen wie Notationen eine neue, gleichsam musikalische Realität anschaulich werden. Der Sinnesapparat wird hier auf vielfältige Weise aktiviert, um damit auch zeitliche Erlebnisformen zu durchmischen.
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