Christoph Kivelitz

Monika Ortmann - ZONE D

Ausstellung im Bochumer Kulturrat, 13.02. - 13.03. 2004

Text im Katalog Monika Ortmann - ZONE D, 2. Auflage, 2010

In den Kellerräumen der Galerie hat Monika Ortmann zwei Installationen eingerichtet. Wir stoßen auf ganz vertraute Dinge, die jedoch in einen befremdlichen, wenn nicht gar verstörenden Zusammenhang gebracht sind. Es handelt sich um weiße Objekte und Fäden aus Papier, denen durch die Illumination in Schwarzlicht eine geradezu unwirklich-geheimnisvolle Gegenwart zu Eigen ist. Den Raum beherrscht, von der Decke herabhängend, ein weißes Kleid, Verweis auf eine Frauengestalt, die hier vielleicht gelebt, sich zumindest hier aufgehalten hat, jedoch körperlich abwesend ist. Ein gedeckter Tisch verweist auf das ganz alltägliche Ritual der Nahrungsaufnahme, um gleichzeitig die Inszenierung in eine sakral-spirituelle Dimension zu entrücken. Mag es sich doch auch um einen Altar, Ort des Opferns und der Verwandlung handeln.

Im Hintergrund stoßen wir auf eine verpuppte, gewundene und verknotete Gestalt. Diese lässt sich auf die Hülle des Kleides beziehen. Der im Bild des Kleides abwesende Körper scheint sich in der Verpuppung zu erneuern und einen höheren Grad der Vollendung zu erreichen. Die reglose Gestalt gibt zwar in ihren Konturen Menschliches zu erkennen, doch in einem Zustand der Starre und Reglosigkeit, damit des Todes. Die den Fußboden übersäenden, in Papier geschnittenen Motten sind zwar der Atmosphäre des Kellerraumes gemäß. In diesem Kontext geraten sie jedoch zum Sinnbild der menschlichen Seele, wie auch das Kleid eher eine Entstofflichung, eine Spaltung des Geistigen vom Körperhaften zu meinen scheint. So ist es nicht eine in sich abgeschlossene und schlüssige Erzählung, in die wir eingedrungen sind, sondern ein Geflecht von Bildern und Bedeutungen, die gleichermaßen mit unseren Erinnerungen, Träumen und Ängsten verwoben sind.

Diese Tiefendimension erschließt sich symbolisch über das den Raum durchziehende Netzwerk aus Fäden, die als sich materialisierende Lichtstrahlen den Blick zu den einzelnen Objekten hinführen und gleichzeitig die Bestandteile der Inszenierung mit-einander verknüpfen. Der Raum scheint sich energetisch aufzuladen und baut sich auf zum Spannungsfeld. Ein Geflecht von Nervensträngen scheint den ständigen Impuls zu Gefühlen, Phänomenen und Reaktionsweisen in sich zu bergen. Als Voyeure einer intimen Begebenheit, die wir kriminalistisch zu ergründen suchen, überschreiten wir plötzlich die Schwelle in unsere eigene Innenwelt, die - je tiefer wir in sie einzudringen suchen - gleichermaßen verschlüsselt und geheimnisvoll anmuten muss. Gerade durch das Schwarzlicht vollzieht sich eine Entmaterialisierung des Raumes und der hinein gestellten Dinge, so dass die Grenzen von Imagination und Wirklichkeit hier unauflösbar und untrennbar ineinander verfließen. Hierüber eröffnen sich neue Zugänge und Sichtweisen des Realen.

 

link Diesen Text als PDF herunterladen

link 2 Bilder aus dem Katalog

Website von Monika Ortmann