Christoph Kivelitz

Anton Markus Pasing - TransversumAnton Markus Pasing - Transversum

Text im Katalog

LASST UNS 3 HÜTTEN BAUEN

Zeitgenössische Bildende Kunst und Architektur im Dialog, 2005, Stadtgärtnerei Bonn-Dransdorf. Hrsg.: Elisabeth Montag Stiftung, Bonn. Rasch Druckerei und Verlag GmbH & Co KG, Bramsche, 2005.

Anton Markus Pasing arbeitet in den Zwischenbereichen von Architektur und bildender Kunst. Sein Aktions- und Experimentierfeld sind utopische Entwürfe des 21. Jahrhunderts, die er in Modell-Situationen überführt, in weiter gehenden Visionen zuspitzt und in Versuchsanordnungen auf ihre möglichen gesellschaftlichen, politischen und ethischen Auswirkungen hin überprüft. Die künstlerische Arbeit von Anton Markus Pasing lässt sich im weiteren Sinne als eine hypothetische Machbarkeitsstudie zu Dimensionen der Architektur, des Städtebaus und der Kunst im öffentlichen Raum verstehen. In der Reflexion aktueller Debatten über "Architektur und Gesellschaft'' entwickelt der Künstler eine Theorie der "experimentellen Architektur", die er selbst im Begri ff der "remote controlled architecture" zu fassen sucht. Es geht hierbei um eine Form des Wirklichkeitszugriffs per "Teleskopierung": durch ein Distanzwerkzeug, das die Grenzen von Fiktion und Wirklichkeit, virtueller und realer Welten für unsere Wahrnehmung und damit auch unser Bewusstsein verfließen lässt. Über die Fernbedienung erhebt sich Jeder - zumindest in seiner Vorstellung zum "Omnipotentor", der per Knopfdruck sein Umfeld zu beherrschen und zu verändern vermag. Andererseits wird der Medienkonsument zum passiven Objekt eines zwar rational, doch undurchschaubar operierenden Systems, das gezielt Bewusst-seins- und Wirklichkeitskonstrukte im Kopf erzeugen und manipulieren kann. Um sich in diese ambivalente Situation einzubringen, macht Pasing sich die Mechanismen und Attribute des Informationszeitalters zu Eigen. In einer vielschichtigen Collagetechnik inszeniert er in unter-schiedlichen Medien ein Spiel der Doppeldeutigkeiten, die das schöpferische und gleichermaßen destruktive Potential der Zukunftsbilder aus kulturellen, wissenschaftlichen und technischen Bereichen deutlich werden lassen.

In seinem Projekt TRANSVERSUM geht Anton Markus Pasing von einer systematischen Erkundung der noch vorhandenen Strukturen des Gartenbaubetriebs aus. Der Eindruck von Verlassenheit und Verwahrlosung ist bestimmt durch abgestorbene Pflanzenteile, defekte Gerätschaften und Konstruktionsrelikte der ehemaligen Gewächshäuser. Der vorgefundenen Situation stellt der Künstler visionäre Entwürfe entgegen, die dann per Mini- TV betrachtet werden können. An einem herkömmlichen Automaten erhält jeder Besucher per Münzeinwurf einen Plastiskop-Bildbetrachter, durch den an frei zu wählenden Beobachtungsstandpunkten ein Spektrum potentieller Veränderungen ins Visier genommen werden kann. Die Projektion überblendet das Bild des verwahrlosten Geländes, das in Folge dessen mit verändertem Bewusstsein - im Hinblick auf den jeweiligen Umgestaltungsvorschlag - neu betrachtet werden kann. Das mögliche Zukunftsbild vermittelt dem Besucher einen Impuls, in Bezug auf die ihm angetragenen Entwurfsoptionen selbst Entscheidungen zu treffen, Konzepte zu verfolgen oder als nicht sinnvoll zu verwerfen. Die Aneignung des temporär nicht mehr genutzten Geländes gestaltet sich so als offener, diskursiver Prozess, der unterschiedliche Intentionen in sich auf-bewahrt und dem Betrachter den kontinuierlichen Wechsel seiner Perspektive abverlangt.

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- Abbildungen der Ausstellung

- Website von Anton Markus Pasing