Ausstellung im Bochumer Kulturrat e.V. (22. April – 18. Mai 2001).
Kuratiert von Christoph Kivelitz.
Einführungsrede (Anfang):
Nicht Deutungen, Thesen seien zur Annäherung an die Bildwelt von Nikolaus Rode vorgelegt. Unangemessen scheint der Versuch, die symbolisch verschlüsselte Bildsprache des Künstlers eins zu eins in Sprache zu überführen oder gar ein Verständnis primär aus der Biographie heraus zu versuchen. Gedankensplitter, assoziativ verknüpft, sollen Orientierungspunkte setzen, um so der je eigenen, nicht vorgefassten Betrachtung Wege zu weisen. Angefangen sei mit ein paar Versen aus dem Gedicht Der Spiegel" von Jorge Luis Borges:
"Heute, im Rückblick auf soviele Rätseljahre des Irrens unter dem veränderlichen Mond, Frag' ich mich, welche Laune des Geschicks bewirkt hat, dass mir vor den Spiegeln bangte. [...] Sie setzen diese leere ungewisse Welt verlängernd fort in ihrem Wahngespinst; manchmal bei Abend trübt ein Atemhauch von einem Menschen sie, der nicht gestorben ist. […] Sonderbar, dass es Träume, dass es Spiegel gibt, dass das vertraute und verbrauchte Inventar des Alltags einschließt diese scheinhafte Welttiefe, die aus Widerschein sich webt. [...]"
Das Bild des Menschen hat sich im Verlauf des 20. Jahrhunderts grundsätzlich verändert. Für den Existentialismus war der Mensch hilflos den Bedingungen seiner Zeit und der Absurdität seiner Existenz ausgeliefert. Der Künstler übernimmt die Rolle des Helden, der gegen diese Sinnlosigkeit zwar aufbegehrt, in diesem Aufbegehren doch als Sisyphos zum Scheitern verurteilt ist. Dem Im historischen Materialismus ist der Mensch einem prädeterminierten Verlauf der Geschichte unterworfen, so dass dieser aus der Gegenwart auf eine verklärte Zukunftsperspektive ausgerichtet wird. Erst im französischen Strukturalismus wird versucht, die Negativität des Menschenbildes zu überwinden und das Menschliche aus dem gesellschaftlichen Bewusstsein heraus zu begreifen.
Bilder des Menschen, das Menschliche und das Unmenschliche stehen im Mittelpunkt des Schaffens von Nikolaus Rode. Der Mensch wird bei ihm allerdings nicht unmittelbar dargestellt, sondern immer nur als Reflex, Schatten, emblematisch verkürzt, in gebrochener Form. Zur Darstellung gebracht ist der immer von neuem unternommene Versuch, die Dinge zu ordnen, sich ein Bild von der Wirklichkeit, von Gegenwart und Geschichte zu machen. In seinem Buch über die "Ordnung der Dinge" entwickelt Michel Foucault die These, dass der Mensch die Dinge nach Gesetzen der Ähnlichkeiten und Korrespondenzen ordnet. Er mache sich selbst zum Objekt der Analyse und wissenschaftlichen Erörterung, um aber letzten Endes als Subjekt aus dem Netz der so erstellten Daten herauszufallen. Foucault kommt zu dem Schluss, dass wir über der "Ordnung der Dinge" uns sowohl von den Dingen als auch vom Subjekt immer weiter entfernt haben.
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